Sucht- und Gewaltprävention

Suchtstörungen sind in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Sie sind nicht nur bei Menschen am Rande der Gesellschaft zu finden, sondern auch bei Mitgliedern aller Schichten. So sind heutzutage Suchtstörungen in Europa, Australien und Nordamerika eine der häufigsten psychischen Störungen.

Der Missbrauch von Tabak, Alkohol, Cannabis und anderen Drogen – aber auch stoffungebundenen Süchte (z. B. Spielsucht, Kaufsucht etc.) entstehen nicht plötzlich. Das Risiko einer Entstehung von Sucht hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Genetische Prädisposition
  • Verhaltensstörungen: aggressives und dissoziales Verhalten, emotionale Probleme
  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Schulische Probleme
  • Ablehnung durch Gleichaltrige
  • (Inner-)familiäre Konflikte
  • Scheidung der Eltern
  • Alkohol- und Drogenmissbrauch der Eltern
  • Geringe Schul- und Berufsausbildung der Eltern
  • Finanzielle Probleme
  • Negatives Wohnumfeld
  • Verfügbarkeit von Alkohol und Drogen

Niemals wird ein einziger Faktor allein verantwortlich sein. Es findet sich vielmehr eine sogenannte „Ergänzungsreihe”, in der genetische, gesellschaftliche, soziale und familiäre Faktoren ebenso wie das Erziehungsverhalten, Schule und Peergroup zusammenwirken.

Prävention kann nur funktionieren, wenn sie beachtet, dass die Heranwachsenden erwachsen sein wollen, sich schon früh an den Modellen in ihrer Umgebung, in den Medien und in der Werbung orientieren, weil bloße Verbote Sehnsüchte nach „verbotenen Früchten" wecken und weil sie wegen ihres zunehmend komplexeren Lebens den Einsatz psychoaktiver Substanzen erproben wollen. Hinzu kommen eine zunehmende Vorverlagerung der biologischen Reifung bei vielen Jugendlichen und der damit verbundene Drang, erwachsene Lebensweisen möglichst früh zu übernehmen.

Mit Beginn der Pubertät – zwischen dem 11. und 13. Lebensjahr – wird die Ablösung der Jugendlichen von den Eltern eingeleitet. In dieser Entwicklungsphase gilt es, wichtige Entwicklungsaufgaben zu bewältigen, um die Anforderungen an die Erwachsenen erfüllen zu können:

  • Ablösung von den Eltern
  • Entwicklung eigener Normen und Werte
  • Entwicklung von Zukunftsperspektiven und beruflichen Perspektiven
  • Entwicklung des Selbst
  • Sammeln und Verarbeiten erster intimer und sexueller Erfahrungen
  • Auseinandersetzung mit dem eigenen, sich verändernden Körper
  • Aufbau eines Freundeskreises mit vertieften Beziehungen zu Gleichaltrigen
  • Definition und Ausfüllung der eigenen Geschlechterrolle
  • Entwicklung von Vorstellungen über Partnerschaft / Familie

Als Motive für Rauschmittelkonsum ergeben sich daraus nach Palentien und Hurrelmann, 1999:

  • Der demonstrativen Vorwegnahme des Erwachsenenalters
  • Einer bewussten Verletzung von elterlichen Kontrollvorstellungen
  • Einem Ausdrucksmittel für sozialen Protest und gesellschaftlicher Wertekritik
  • Einer Möglichkeit, bei der Suche nach grenzüberschreitenden, bewusstseinserweiternden Erfahrungen
  • Einer Zugänglichkeit zu Freundesgruppen
  • Einer Teilhabe an subkulturellen Lebensstilen
  • Einer Hilfe bei der Lösung von frustrierenden Erfahrungen
  • Einer Notfallreaktion auf heftige psychische und soziale Entwicklungsstörungen

Experimentierverhalten > häufiger Gebrauch > schädlicher Gebrauch > Abhängigkeitssyndrom

Vor dem Hintergrund verschiedener Studienbefunde wird diskutiert, ob nicht eine kausale Verbindung zwischen Substanzmissbrauch und Aggression vorliegt, sondern vielmehr beiden Störungsbereichen ähnliche Risikobedingungen (z. B. Temperamentsfaktoren, genetische Prädispositionen, elterliches Erziehungsverhalten etc.) zugrunde liegen.

Zur Erklärung dieser Verknüpfung werden unterschiedliche Mechanismen im Entwicklungsverlauf diskutiert, die sich einerseits auf aggressives Verhalten (z. B. gegenüber Menschen oder Tieren, Zerstörung von Eigentum, Betrug und Diebstahl, schwere Regelverstöße) als Risikofaktor für einen Substanzmissbrauch sowie auf gemeinsame, beiden Störungen zugrunde liegenden Risikobedingungen beziehen, andererseits auf das unmittelbar gemeinsame Auftreten beider Phänomene (z. B. gewalttätiges Verhalten unter Alkoholeinfluss) oder auf aggressives Verhalten infolge des regelmäßigen Substanzkonsums und -missbrauchs.

Dabei ist auffällig, dass gewalttätiges Verhalten (im Zusammenhang mit Straftaten) und Substanzeinfluss vorwiegend bei männlichen Jugendlichen und Heranwachsenden auftritt.

Sucht- und Gewaltprävention ist eine gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe

  • Bessere Lebensbedingungen für Familien
  • Berufsperspektiven für Jugendliche
  • Lebenswertere und nicht überwiegend vom Kommerz geprägte Arbeits-, Lern-, Wohn- und Freizeitbedingungen
  • Werbeverbote, Preiserhöhungen, Zugangsbeschränkungen und Verbraucherschutz (besonders bei Alltagsdrogen)

Kinder und Jugendliche über die Gefahren von Alltagsdrogen und illegalen Drogen zu informieren, reicht alleine nicht aus. Aber ergänzt durch Lebenskompetenztrainings besteht durchaus die Möglichkeit, den Beginn des Substanzkonsums hinauszuzögern und bei einigen Jugendlichen sogar zu verhindern.

Das Wort Droge stammt von dem niederländischen Begriff drog und bedeutet trocken. Ursprünglich meinte man damit getrocknete Pflanzen oder Kräuter, die als Gewürz, Parfüm oder Medizin genutzt wurden. In diesem Sinne versteht sich auch die heute noch übliche Bezeichnung der guten alten Drogerie. Und im englischen Sprachgebrauch steht drug nicht nur für Rauschgift, sondern für Arzneimittel allgemein. Es zählen also auch Arzneimittel zu den Drogen. Damit ist jede nicht medizinisch notwendige oder sinnvolle Einnahme von Arzneimitteln, wie z. B. von Schmerz-, Schlaf- oder Beruhigungsmitteln, ein Drogenmissbrauch.

Drogen sind Substanzen, die auf das zentrale Nervensystem einwirken, und so in die natürlichen körperlichen Vorgänge eingreifen. Dabei können sie die Wahrnehmung von Sinneseindrücken, Gefühlen und Stimmungen beeinflussen. Drogen haben eine wahrnehmungs- und bewusstseinsverändernde Wirkung.

Unter Drogen verstehen wir alle Mittel, die anregen oder beruhigen. Stoffe, die den Menschen zunächst in angenehme – aber auch unangenehme – Stimmungen versetzen, und ihn körperlich und/oder seelisch abhängig machen können. Das gilt sowohl für legale Drogen als auch für illegale Drogen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert jede Substanz als Droge, „die in einem lebenden Organismus Funktionen zu verändern vermag”. Mit diesem erweiterten Drogenbegriff bezieht die WHO neben Cannabis, Kokain, Opiaten, Halluzinogenen, Tabak, Schmerzmitteln, Stimulanzien, Schlaf- und Beruhigungsmitteln auch Alltagsdrogen wie z. B. Alkohol, Kaffee und Tee mit ein.

Eine allgemeingültige Ursachenangabe, warum ein Mensch Drogen nimmt, ist fast gar nicht möglich. Es gibt nur den Einzelfall. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum anzunehmen, dass nur labile, frustrierte, isolierte und besonders problembeladene Jugendliche, die aus kaputten Elternhäusern kommen, Drogen nehmen.

Wenn man die Lebensläufe von Drogenabhängigen untersucht, dann gibt es ebenso Jugendliche, die aus so genannten intakten Familien kommen, in ihrer Klasse beliebt sind und im Freundeskreis den Ton angeben. Problematisch für den Umgang mit Suchtmitteln ist es auf jeden Fall, wenn ein Jugendlicher nicht gelernt hat, mit Konflikten umzugehen oder Enttäuschungen zu ertragen, wenn er Angst hat, zu versagen, nicht akzeptiert zu werden, wenn er kein Selbstwertgefühl hat und von Gefühlen wie Langeweile, Wut, Angst und Einsamkeit erdrückt wird.

Es sind im Wesentlichen fünf Konsummotive, die Jugendliche in Umfragen immer wieder angeben:

  • Neugier
  • Neues und Aufregendes erleben
  • Reiz des Verbotenen
  • Zugehörigkeitsgefühl
  • Geselligkeit
Vom Missbrauch zur Abhängigkeit
  • Unter Gebrauch wird die sinnvolle Anwendung von Suchtmitteln verstanden, z. B. medizinische Indikationen.
  • Als Genuss wird definiert, wenn das Mittel zwar nicht benötigt wird, bei Gebrauch aber als angenehm empfunden wird.
  • Der Missbrauch ist gekennzeichnet durch eine schädliche Verwendung quantitativer oder qualitativer Art, z. B. Flatrate-Trinken, Alkohol im Straßenverkehr oder am Arbeitsplatz.
  • Als Gewöhnung wird die physische und/oder psychische Bindung an ein Suchtmittel bezeichnet, d. h. man braucht sein Bier oder seine Zigarette zur Beruhigung.
  • Aus der Gewöhnung folgt dann meistens als fließender Übergang der Schritt in die Abhängigkeit.

Sucht beeinflusst nicht nur das Leben des Abhängigen, sondern auch das Leben nahestehender Personen in der Familie und im Freundeskreis. Eltern, Ehepartner, Kinder und Freunde wollen dem Abhängigen helfen, von der Sucht loszukommen. Doch meist sind alle Versuche zum Scheitern verurteilt.

Die Co-Abhängigen verschließen ihre Augen vor den auffälligen Verhaltensweisen und merkwürdigen Wesensveränderungen des Abhängigen. Sie decken den Suchtkranken nach außen, um sich und ihm unangenehme Situationen zu ersparen. Co-Abhängige passen ihr ganzes Leben dem Süchtigen an und stellen eigene Interessen zurück.

Mit ihrer gut gemeinten Hilfe erreichen sie aber letztlich genau das Gegenteil: Sie unterstützen die Sucht durch ihr „loyales” Verhalten und verlängern damit die Krankheit. In die Suchttherapie müssen auch die nahestehenden Menschen des Abhängigen mit einbezogen werden. Die Co-Abhängigen lernen dabei, sich wieder mehr um ihre eigenen Bedürfnisse zu kümmern.

Diese Stoffe sind gefährlich

Alkohol ist eine der ältesten Drogen der Welt. Alle wichtigen Fakten im Überblick:

Kleine Geschichte des Alkohols

  • Die ersten alkoholischen Getränke wurden in der Steinzeit, etwa zwischen 10.000 und 5.000 v. Chr., hergestellt.
  • Unsere Vorfahren, die Germanen, brauten aus Honigwasser das Getränk Met und aus Gerste eine frühe Form des Bieres.
  • Alkoholische Getränke werden meistens aus Obst und Getreide hergestellt. Fruchtzucker oder Stärke wird dabei durch Hefe vergoren.
  • Hochprozentiger Alkohol wird durch wiederholte Destillation aus Gärungsalkohol gewonnen.
  • Alkohol gehört als Alltagsdroge, gemeinsam mit Tabak, zu den in unserer Kultur am weitesten verbreiteten Suchtmitteln

Entstehung von Alkoholabhängigkeit

  • Alkohol beeinflusst, wie jede bewusstseinsverändernde   Substanz, das „Belohnungszentrum” im Gehirn und der Körper gewöhnt sich in einer Art Lernprozess an die positiven Effekte. Die auflockernde, aufheiternde, anregende und entspannende Wirkungsweise des Alkohols wird als angenehme Erfahrung in Verbindung mit diesem Suchtmittel gespeichert.
  • Bei regelmäßigem Konsum gewöhnen sich deshalb Körper und Psyche an den Alkohol.
  • Wird Alkohol über viele Jahre missbräuchlich verwendet, z. B. um große Lebensängste zu verdrängen oder seine Sorgen hinunterzuspülen, kann man irgendwann nicht mehr ohne Alkohol auskommen und wird alkoholabhängig.
  • Bei Kindern und Jugendlichen haben auch geringe Mengen Alkohol eine sehr schädliche Wirkung. Im Vergleich zu Erwachsenen werden Kinder und Jugendliche auch viel schneller abhängig.

Wie Alkohol das Leben eines Jugendlichen verändern kann, zeigt folgender Film aus der ZDF-Sendung „drehscheibe”:

Verschiedene Trinktypen

  • Der Gelegenheitstrinker trinkt nur zu bestimmten Anlässen, wie Familienfeiern, Partys oder einem feinen Abendessen. Falls   er sich dabei nicht betrinkt, ist dieses Trinkverhalten in der Regel   unproblematisch.
  • Der Gewohnheitstrinker greift nahezu täglich, z.B. zur Entspannung vor dem Fernseher zum Alkohol. Gewohnheitstrinker sollten sich unbedingt an die WHO (World Health Organization)-Empfehlung halten: Frauen maximaltäglich 0,5 Liter Bier oder 0,25 Liter Wein und Männer höchstens das Doppelte. An zwei Tagen in der Woche sollte gar kein Alkohol getrunken werden.
  • Der Problemtrinker braucht Alkohol, um Ärger, Ängste und Spannungen abbauen zu können und ist nicht in der Lage seinen Alkoholkonsum einzuschränken.
  • Der klassische Trinker kann beim Trinken nicht mehr aufhören. Er leidet an Kontrollverlust und dies endet meistens in einem Vollrausch.
  • Der Spiegeltrinker braucht immer einen bestimmten Alkoholspiegel, um sich wohlzufühlen. Dabei ist er nie richtig nüchtern aber auch nicht völlig betrunken.
  • Der Quartalstrinker braucht wochen- oder sogar monatelang keinen Alkohol. Wenn er jedoch einmal angefangen hat, trinkt er mehrere Tage vollkommen unkontrolliert – schlimmstenfalls bis zur Bewusstlosigkeit.

Zahlen zur Alkoholabhängigkeit Jugendlicher in Deutschland

  • Einen riskanten Alkoholkonsum haben über sechs Millionen Menschen – davon fast 500.000 Kinder und Jugendliche. Sie weisen ein missbräuchliches und/oder abhängiges Konsumverhalten auf.
  • In Deutschland lebt im Schnitt etwa in jeder zehnten Familie ein Alkoholiker, das sind insgesamt etwa 2,5 Millionen behandlungsbedürftige alkoholkranke Menschen.
  • Unter dieser Abhängigkeit leiden neben den Alkoholikern etwa fünf bis acht Millionen Ehepartner, Kinder und Verwandte als sogenannte Co-Abhängige.
  • Schätzungsweise 160.000 Kinder und Jugendliche bis ca. 25 Jahre sind alkoholabhängig oder stark gefährdet.
  • Etwa fünf Prozent der 12-jährigen trinken regelmäßig Alkohol.

Phänomen Alkopops

Was versteht man unter Alkopops?

Alkopops sind Mixgetränke aus Limonade und hochprozentigem Alkohol, die in kleinen 0,3-Liter-Fläschchen mit einem peppigen, bunten, frechen Design angeboten werden. Meistens liegt der Alkoholgehalt von Alkopops bei etwa fünf bis sechs Volumenprozent, das entspricht in etwa zwei kleinen Schnäpsen. Außerdem enthalten sie sehr viel Zucker.

Für wen sind Alkopops konzipiert?

Die Hauptkonsumenten sind Jugendliche. Seit Mitte der 90er Jahre setzt die Alkoholindustrie verstärkt auf diese Zielgruppe, um sich den kaufkräftigen Markt der Jugendlichen zu erschließen und bewirbt sie mit entsprechenden Marketingkonzepten: Neue Produkte werden in jugendlichen Subkulturen positioniert und mit passenden Werten wie „fun", „fresh” oder „cool” emotional aufgeladen. Werbemaßnahmen werden passgenau auf die Vorlieben, Trends, Sprache und Motive der Zielgruppe zugeschnitten. Das ist die Aufgabe von Werbepsychologen, die solche Ansprache-, Sozial- und Aktivierungstechniken gezielt einsetzen. Es ist schwer möglich, sich dieser oft unbewussten Beeinflussung zu widersetzen. Die Skrupellosigkeit mancher Alkoholhersteller wird am Beispiel der Alkopops besonders deutlich. Hier wurde gezielt ein Produkt für Jugendliche entwickelt, das aufgrund der enthaltenen Spirituosen, an diese Zielgruppe überhaupt nicht verkauft werden dürfte.

Warum kommen Alkopops bei Jugendlichen an?

Alkopops sind süß und fruchtig, weil sie mit Zucker und Aromastoffen vollgestopft werden. Das überdeckt den bitteren und scharfen Alkoholgeschmack und verleitet dazu, sie als Durstlöscher zu trinken. Dadurch kann in kürzester Zeit eine große Menge Alkohol konsumiert werden, ohne dass man sich dessen sofort bewusst ist. Durch diese bunten süßen Mixgetränke werden Jugendliche und sogar Kinder, denen Alkohol normalerweise viel zu bitter ist und gar nicht schmeckt, zum Trinken verführt. Noch Anfang 2004 (vor Einführung der Sondersteuer auf Alkopops) konsumierten 28 Prozent der 12 bis 17-Jährigen mindestens einmal im Monat spirituosenhaltige Alkopops.

Wie ist die Lage heute?

Nach Inkrafttreten des „Gesetzes zur Verbesserung des Schutzes junger Menschen vor den Gefahren des Alkohol- und Tabakkonsums” am 1.7.2004 ging der Konsum von Alkopops bis zum Frühjahr 2005 auf nur noch 16 Prozent zurück. Dagegen stieg der Absatz von Mixgetränken auf Bier- und Weinbasis, die nicht der Sondersteuer unterliegen. Jugendliche sind außerdem dazu übergegangen, sich Alkopops selber zu mischen.

Rauchen ist ungesund. Das weiß jeder! Aber dafür sind Raucher doch viel cooler, oder? Und schlank soll es auch machen, sagt man. Was wirklich dran ist an diesen Behauptungen, zeigt der folgende Film-Beitrag des Landeskriminalamt Brandenburg.

Tabak gehört neben Alkohol zu den am häufigsten konsumierten Drogen in unserer Gesellschaft. In Deutschland rauchen etwa 35 Prozent der Männer und etwa 22 Prozent der Frauen. Bei Jugendlichen ist Rauchen „out". Die Zahl jugendlicher Raucher nahm in den letzten Jahren ab.

Fakten zu Nikotin

Kleine Geschichte des Tabaks

Die Tabakpflanze stammt aus Amerika. Dort wurde der Tabak schon vor über 2500 Jahren von den Indianern bei rituellen Handlungen geraucht. Der Franzose Jean Nicot brachte die ersten Samen im 16. Jahrhundert als angebliche Heilpflanze nach Europa. Nach ihm wurde später der Inhaltsstoff Nikotin benannt, ein starkes Nervengift, das die Pflanze zur Abwehr von Schädlingen produziert.

In Europa wurden die Tabakblätter zunächst geschnupft und erst später in der Pfeife oder als Zigarre geraucht. Tabak war lange Zeit ein echter Luxusartikel. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts begann man in den Zigarrenfabriken aus dem Tabakabfall Zigaretten zu produzieren. Bald jedoch war das Nebenprodukt, also die Zigarette, so erfolgreich, dass eigene Zigarettenfabriken entstanden und sich die großen Tabakkonzerne herausbildeten.

Tabak wird heute vorwiegend in Amerika, aber auch in China, Indien und Europa angebaut. In Deutschland wird nur wenig Tabak angepflanzt. Problematisch ist der intensive Einsatz von Fungiziden und Pestiziden, mit denen die Monokulturen vor Pilzbefall und Schädlingen geschützt werden sollen. Diese giftigen chemischen Substanzen führen nicht nur bei der Produktion zu Schäden an Mensch und Umwelt, sondern auch beim Verbrauch, denn sie sind noch in den Tabakwaren selbst zu finden. Kaum zu glauben, was im Tabakrauch alles drin ist!

Gesundheitliche Folgeschäden durch Nikotinkonsum

  • Niemand käme auf die Idee, seine Nase an den qualmenden Auspuff eines Autos zu halten. Dabei wäre die Wirkung auf den Körper ähnlich verheerend wie die Auswirkungen des Rauchens. Mit jedem Zug an einer Zigarette gelangen nämlich zahlreiche Giftstoffe in die Lunge und von dort über das Blut in den ganzen Körper.
  • Das Rauchen macht psychisch abhängig. Starke körperliche Entzugserscheinungen treten beim Verzicht auf Zigaretten nicht auf.
  • Der Tabakrauch enthält ca. 4000 unterschiedlich giftige und krebserregende Stoffe.
  • Nikotin ist dabei als wichtigster Bestandteil der Tabakpflanze besonders gefährlich. Schon 0,05 g genügen, um einen Menschen zu vergiften.
  • Wer täglich eine Packung Zigaretten raucht, saugt pro Jahr eine Tasse Teer in seine Lunge.

Der Teer lagert sich als dicke Schicht in den Atemwegen ab und verhindert so deren Selbstreinigung. Dies bezeichnet man als Raucherlunge. Symptome wie Raucherhusten und Kurzatmigkeit bei körperlicher Anstrengung sind die Folge. Es dauert etwa sieben Jahre, bis der Körper die Teerschicht in den Atemorganen vollständig abgebaut hat.

  • In der Lunge und in der Mundhöhle, dem Kehlkopf, der Luftröhre, der Speiseröhre, den Nieren, der Blase und dem Magen kann Krebs entstehen. Zudem verengen sich die Blutbahnen, was mit der Zeit unweigerlich zu Durchblutungsstörungen führt – besonders im Gehirn und im Herzen. Deshalb haben Raucher ein stark erhöhtes Risiko, an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden. Auch das sogenannte „Raucherbein” kann sich aus diesen Durchblutungsstörungen entwickeln.
  • Rauchen verringert die Lebenserwartung um durchschnittlich 10 Jahre. Allein in Deutschland sterben jährlich 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Aber nicht nur Raucher selbst sind durch Zigarettenrauch gefährdet.

Passivrauchen

  • Jährlich sterben in Deutschland mehr als 3000 Menschen an den Folgen des Passivrauchens. Die Wahrscheinlichkeit einer Herzkrankheit steigt durch Passivrauchen um bis zu 35 Prozent.
  • Der Rauch, der bei einer qualmenden Zigarette zwischen zwei Zügen entweicht, der sogenannte Nebenstromrauch, ist noch giftiger als der Hauptstromrauch. Dieser Rauch wird auch von Nichtrauchern eingeatmet.
  • Wenn ein Nichtraucher zwei Stunden in einem verqualmten Raum verbringt, ist das so, als würde er ca. 4 Zigaretten rauchen.

Jugend- und Nichtraucherschutz

  • Bereits 2003 beschloss die Europäische Union eine Richtlinie, die ein weitgehendes Werbeverbot für Tabak sowohl in allen Printmedien als auch im Internet vorsieht. Da insbesondere junge Menschen extrem durch Werbung beeinflussbar sind, will die EU mit dieser Maßnahme vor allem Kinder und Jugendliche schützen. Dieses Tabakwerbeverbot gilt inzwischen auch in Deutschland.
  • Seit dem 1. September 2007 ist das Rauchen für Jugendliche unter 18 Jahren in der Öffentlichkeit verboten.
  • Im Jahr 2007 verabschiedeten alle 16 Bundesländer weit reichende Gesetze zum Schutz von Nichtrauchern. Demnach ist das Rauchen in öffentlichen Gebäuden sowie in Gaststätten, Bars und Diskotheken weitgehend verboten. Einige Bundesländer erlauben das Rauchen in abgetrennten Nebenräumen oder machen Ausnahmen für geschlossene Gesellschaften.

Die kleinen Helferlein beseitigen lästige Kopfschmerzen, lassen uns tief und fest schlafen und sollen uns je nach Situation beruhigen oder aufputschen.

Wie bei vielen anderen Suchtstoffen geht es auch beim Medikamentenmissbrauch darum, die persönliche Stimmung und das eigene Wohlbefinden zu verbessern. Gefühle sollen verändert werden: Unlust soll zu Lust, Schlafstörungen zu Tiefschlaf, Angst zu Freude, Antriebslosigkeit zu Tatendrang werden. Die Medikamentenabhängigkeit ist eine stille Sucht, die von der Öffentlichkeit kaum beachtet wird. Dabei gibt es in Deutschland mindestens 1,4 Mio. Abhängige.

Alle wichtigen Fakten zu Medikamenten

Medikamente: Gesundmacher und Krankmacher zugleich
  • Einerseits können Medikamente Krankheiten heilen, lindern oder vorbeugen, andererseits haben sie oft schädliche Nebenwirkungen und können süchtig machen.
  • Besonders Schmerz-, Beruhigungs- und Schlafmittel haben ein hohes Suchtpotenzial. Manche können schon nach 14 Tagen abhängig machen.
  • Überdosierung und Missbrauch von Medikamenten kann erhebliche körperliche, seelische und soziale Schäden zur Folge haben. Darüber hinaus kann es zur psychischen Abhängigkeit kommen, bei einigen Medikamenten besteht sogar die Gefahr einer körperlichen Abhängigkeit.

Beim Medikamentenmissbrauch kommt es oft zur Kombination mehrerer Mittel.Nach dem Schlafmittel am Abend benötigt man ein Aufputschmittel am Morgen und umgekehrt.

Über den richtigen Umgang mit Medikamenten
  • In der Regel kommen Kinder relativ früh in ihrem Leben mit Medikamenten in Berührung, die ihnen entweder der Arzt verschrieben hat oder die sie von ihren Eltern zur Behandlung einer bestimmten Krankheit erhalten.
  • Da Kinder und Jugendliche Medikamente meist von Erwachsenen erhalten - sei es bei verordneten Medikamenten oder Selbstmedikation - sollten sich die Erwachsenen ihrer besonderen Verantwortung bewusst sein und die Dosierung an das Alter ihres Kindes anpassen.
  • Medikamente sollten ohne ärztlichen Rat nicht länger als ein paar Tage eingenommen werden.
  • Es sollten nicht bei jeder Kleinigkeit Medikamente eingenommen werden. Oft sind Omas Hausmittel völlig ausreichend.
  • Nicht experimentieren, sondern den Beipackzettel lesen und Nebenwirkungen bzw. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachten.
Schmerzmittel

Schmerzmittel (Analgetika) lindern Schmerzen und fördern ein angenehmes Körpergefühl. Die Folgen des Missbrauchs sind vielfältig. Es können Gefühlsschwankungen, Unruhe, Reizbarkeit, Magenschmerzen und Schlafstörungen bis hin zu Bewusstseinstrübungen und akuten Vergiftungserscheinungen auftreten. Viele Schmerzmittel wie z. B. Codein, das auch als Hustenstiller verabreicht wird, machen psychisch abhängig. Als besonders gefährlich gelten in diesem Zusammenhang Mischpräparate wie z. B. Thomapyrin, die unter anderem auch Koffein enthalten. Bei wiederkehrenden Schmerzen sollte auf eine Selbstmedikation verzichtet werden und ärztlicher Rat eingeholt werden.

Schlafmittel

Schlafmittel (Hypnotika, Sedativa) sind dämpfende Medikamente. Sie wirken angstlösend, stark beruhigend und euphorisierend und führen zum Teil zu Trunkenheit in halbwachem Zustand. Eine Überdosis eines Schlafmittels kann tödlich sein. Abhängige kombinieren das Schlafmittel am Abend oft mit Aufputschmittel am Morgen. Jeder dritte Bundesbürger klagt über Schlafstörungen. Dementsprechend häufig werden die Mittel eingenommen - ohne dass das eigentliche Problem angegangen wird.

Beruhigungsmittel

Beruhigungsmittel (Tranquilizer, Sedativa) werden oft zur Lösung von Alltagsstress genutzt. Der Übergang zu den Schlafmitteln ist fließend, da sie in höheren Dosen auch müde machen. Bei Überdosierung sind häufig Verkennungen der Realität und aggressive Entladungen zu beobachten. Es ist völlig normal, dass man vor einer Prüfungssituation, einem Vorstellungsgespräch, einem Zahnarztbesuch usw. aufgeregt ist und Angst empfindet. Das ist kein Grund, um nach Medikamenten zu greifen, denn eine Toleranzentwicklung erfordert bald eine Dosissteigerung. Ein Weg, der in den Missbrauch und die Sucht führen kann. Rund 80 Prozent der Medikamentabhängigen in Deutschland nehmen Benzodiazepinderivaten wie z. B. Faustan oder Valium - meist vom Arzt verschrieben.

Aufputschmittel

Aufputschmittel (Stimulanzien) sind Mittel, die die Müdigkeit beseitigen, das Schlafbedürfnis reduzieren und den Antrieb steigern. Auch Appetitzügler und Koffein zählen dazu und die illegalen Drogen Speed (Amphetamin) und Kokain. Bei diesen Mitteln kommt es oftmals zu einer Selbstüberschätzung, gesteigertem sexuellen Verlangen, Hyperaktivität, erheblichen Stimmungsschwankungen bis hin zu Verfolgungswahn und Halluzinationen. Sobald die Wirkung nachlässt, fühlt man sich ausgepowert und erschöpft. Im Entzug sind oft paranoide Symptome zu beobachten, wie auch plötzlich einsetzende Schlafanfälle sowie andauernde depressive Nachwirkungen.

Doping ist nicht nur im Profi-, sondern auch im Breitensport ein Massenphänomen.

Fakten zu Anabolika

Das wäre doch cool! In kurzer Zeit ganz viele dicke Muskeln, damit man richtig stark und männlich ist. Aber beim Aufbau von Muskeln erreicht der Körper schnell seine Grenzen - und das, was man von bestimmten Bildern kennt, ist nicht ohne entsprechende Zusatzmittel entstanden, sprich mit Anabolika (vor allem den sogenannten Steroiden), die vorwiegend den Proteinaufbau fördern.
Um wirklich stark zu werden und Fett abzubauen, muss man relativ viel und vor allen Dingen regelmäßig trainieren. Das bedeutet, mindestens 3- bis 5-mal pro Woche. Das kann ein Zeitproblem geben und sehr aufwendig sein. Daher möchte mancher den Trainingsaufwand etwas verkürzen und erleichtern. Dies geschieht z. B. mit künstlichen Hormonen (Steroiden), die als Testosteronersatz dienen. Testosteron ist ein männliches Sexualhormon, das unter anderem das Muskelwachstum regelt.

Dopingmittel sind illegal

Viele Steroide sind verschreibungspflichtig. Beschaffung, Besitz und Weitergabe sind verboten. Sie können also nur unter dem Ladentisch oder auf dem Schwarzmarkt besorgt werden. Bei Herstellung, Schmuggel und Verkauf ist das organisierte Verbrechen involviert. Immer öfter landen beim Erdkunden gefälschte Produkte. Im besten Fall bleibt die erwünschte Wirkung aus. Es können aber auch lebensgefährliche Substanzen enthalten sein.

Nebenwirkungen: Achtung Beipackzettel!

  • Frauen werden männlicher: tiefere Stimme, mehr Körperbehaarung, Rückbildung der Brüste.
  • Männern droht die umgekehrte Entwicklung, z. B. die Bildung weiblicher Brüste oder Haarausfall.
  • Unfruchtbarkeit
  • Akne
  • Schlaganfall
  • Herzinfarkt
  • Schäden an verschiedenen Organen wie Leber und Nieren
  • Depression
  • Aggressivität

Vielen Muskelmännern geht die Luft aus, wenn sie drei Stufen hinauf laufen müssen, weil sie recht kurzatmig sind. Die Muskelmassen müssen mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden, den die Lunge bei normaler Atmung nicht liefern kann. Außerdem müssen Bodybuilder sehr häufig und viel schwitzen. Es ist ihnen permanent zu warm. Das liegt an dem beschleunigten Stoffwechsel und der guten Verbrennung. Das bedeutet allerdings auch, dass sie sehr viel Hunger haben.

Kokain

Kokain gilt als die Droge der Prominenten und VIPs. Warum aber haben es Menschen, die scheinbar auf der Sonnenseite des Lebens stehen, nötig, Drogen zu konsumieren?

Fakten zu Kokain

Koks – die Schickeria-Droge

In der Vergangenheit haben es zahlreiche Prominente geschafft, mit ihrem Kokainkonsum Schlagzeilen in der Boulevardpresse zu machen. Damit offenbart sich auch der scheinbare Charakter des Kokains. Es gilt als Lifestyle-Droge und zieht somit auch weniger wichtige Personen an, die sich mit dem Konsum Zugang zu bestimmten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens versprechen.

Gerade öffentliche Persönlichkeiten, die ständig unter Beobachtung stehen, stark bewundert oder kritisiert werden und auf Schritt und Tritt von Reportern und Paparazzi verfolgt werden, stehen unter einem gewaltigen Druck. Dabei fühlen sie sich selbst oft schwach und verletzlich und nicht in der Lage, den an sie gestellten Ansprüchen gerecht werden zu können. Deshalb ist gerade für Prominente Kokain so interessant. Es steigert ihr Selbstvertrauen und unterdrückt Ängste und Selbstzweifel.

Wirkung und Gefahren von Kokain

Der Konsum verursacht zunächst eine Erhöhung der Pulsfrequenz und eine beschleunigte Atmung. Man spürt ein Gefühl der Euphorie, das Selbstvertrauen steigt, Hemmungen und Ängste verfliegen. Es kommt zu einer Erweiterung der Pupillen, die gesundheitlich keine große Relevanz hat. Auch die Störungen im Denkablauf und das Kribbeln unter der Haut könnte man noch akzeptieren. Der ausgeprägte Rede- und Bewegungsdrang ist höchstens für das Umfeld unangenehm. Richtig kritisch wird es erst, wenn die Hyperaktivität und die Unruhe in Reizbarkeit, Aggressivität und erhöhte Gewaltbereitschaft umschlagen. Lässt die Wirkung nach, können Angstzustände, Wahnvorstellungen, tiefe Depressionen bis hin zu paranoiden Anfällen einsetzen, die schließlich in völliger körperlicher und seelischer Erschöpfung enden.

Die zunächst als angenehme Nebenerscheinung wahrgenommenen Effekte wie das gedämpfte Hunger-, Durst-, Kälte- und Müdigkeitsgefühl wirken sich bei anhaltendem Konsum äußerst negativ auf den Körper aus. Es kommt zum körperlichen Verfall in Form von Abmagerung und dadurch zu einer Schwächung des gesamten Immunsystems. Dies hat eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten zur Folge, da auch innere Organe angegriffen werden. Des Weiteren besteht die Gefahr, Lungen- und Gehirnschäden zu erleiden.

Heroin

Heroin ist wohl die Droge mit dem schlechtesten Image, weil hier die völlige Verelendung des Drogenabhängigen am deutlichsten wird.

Fakten zu Heroin

Heroin – die Endstation-Droge

Heroin ist die Droge, die allen Erwachsenen und Eltern im Kopf rumschwirrt, wenn es um das Thema Sucht geht. Viele denken dabei an das Buch "Wir Kinder vom Bahnhof-Zoo", das von der Drogenkarriere der Christiane F. erzählt oder an die Zeitungsbilder von heroinsüchtigen Junkies auf dem Bahnhofsklo mit einer Spritze im Arm. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind bzw. Jugendlicher damit in Berührung kommt, sehr gering. Auch die klassische Drogenkarriere ist eher die Ausnahme. Die ca. 2000 Herointoten jährlich fallen gegenüber den 140.000 Nikotin- und den 40.000 Alkoholtoten kaum ins Gewicht.

Die Droge Heroin wird gesellschaftlich und medial trotzdem so intensiv wahrgenommen, weil der körperliche Verfall und die totale Abgrenzung von der Außenwelt, die Vereinsamung und die völlige Verelendung bei den Abhängigen deutlicher als bei anderen Drogen zu erkennen ist.

Was ist Heroin?

Heroin wird aus dem Opium des Schlafmohns gewonnen und ist ein sehr wirksames und gleichzeitig euphorisierendes Schmerz- und Betäubungsmittel. Es wurde von der Firma Bayer als Medikament für Schmerzen und Husten vertrieben. Aufgrund seines hohen Suchtpotenzials wurde es in Deutschland und auch in vielen anderen Ländern verboten. Heroin kann geschnupft, geraucht oder gespritzt werden.

Der Mythos vom tollen Heroinrausch

Es wird sehr viel in die Wirkung von Heroin hineininterpretiert. Wenn man versucht zu begreifen, warum ein Mensch sein komplettes Leben ruiniert, seine Gesundheit gefährdet und Haftstrafen riskiert, könnte die Antwort lauten: Weil der Rausch so toll ist, dass alles andere dagegen verblasst. Das Gegenteil ist der Fall: Für zufriedene Menschen ist Heroin erstaunlich uninteressant: Heroin, als starkes Betäubungsmittel, reduziert die Gefühle und schafft eine weitgehende Gleichgültigkeit. Eine absolut unattraktive Gemütslage für glückliche Menschen. Aber für Menschen, die sich in starker Lebensangst und schlimmen Konflikten befinden, sind innerhalb von Minuten alle Probleme belanglos geworden. Dieses Gefühl über allen Problemen zu stehen, ist für solche Menschen berauschend.

Nebenwirkungen und Gefahren

Da es sich bei Heroin um ein sehr starkes Schmerzmittel handelt, werden alle Empfindungen, insbesondere negative wie Schmerzen, Ängste und Sorgen unterdrückt. Die euphorische Phase mit den angenehmen Begleiterscheinungen dauert – je nach Stoff – bis zu 4 Stunden. In der darauf folgenden Phase machen sich die immensen Nebenwirkungen der Droge Heroin bemerkbar. Der Heroinkonsument erleidet erhebliche Entzugssymptome wie Schwitzen, Frieren, starke Gliederschmerzen, Schlafstörungen, Depressionen bis hin zu schweren Kreislaufzusammenbrüchen.

Da der alleinige Lebensinhalt des Heroinsüchtigen die Beschaffung der Droge ist, vernachlässigt er die Nahrungsaufnahme, was sehr bald zu einem erheblichen Vitamin- und Mineralienmangel, einer Abmagerung und letztendlich zum Verfall des Körpers führt

Die Beschaffung des Heroins und die damit einhergehende Beschaffungskriminalität und Prostitution birgt ein ungeheures Stresspotenzial für den Süchtigen. Die extreme körperliche und seelische Abhängigkeit von Heroin führt zu einem erhöhten Risikoverhalten. Der Heroinsüchtige achtet nicht mehr auf die Sauberkeit des Spritzbesteckes oder sonstige hygienische Standards. Dadurch ist die Ansteckungsgefahr mit Hepatitis B oder AIDS signifikant erhöht. Außerdem können durch unsaubere Spritzbestecke Abszesse, Ekzeme und Geschwüre sowie Hautkrankheiten und Infektionen übertragen werden. Auch die Dosierung von Heroin ist äußerst problematisch. Eine unbeabsichtigte wie auch eine beabsichtigte Überdosis („goldener Schuss")führen sehr leicht zum Tod.

Heroinentzug

Neben der psychischen Abhängigkeit, die bei allen Drogen auftritt, muss bei Heroin zusätzlich die starke körperliche Abhängigkeit überwunden werden. Dieser Entzug kann mithilfe von Medikamenten begleitet werden (warmer Entzug) oder ohne Medikamente durchgeführt werden (kalter Entzug). Letzteres ist allerdings ausgesprochen schmerzhaft und eine enorme Belastung für den Körper. Die psychische Abhängigkeit bleibt wie beim Alkoholiker ein Leben lang bestehen. Es stellt sich nur die Frage, wie gut oder wie schlecht der Abhängige mit der Abstinenz umgehen kann. Die Rückfallquote ist enorm hoch.

Viele Bereiche des Lebens, wie Bankgeschäfte, Einkaufen, Partnersuche und Kommunikation verlagern sich ins Netz. Was für die meisten Menschen nützlich ist, wird für manche zur Suchtfalle.

Probleme mit der virtuellen Welt

Stephan (16) und seine Freundin sitzen auf dem Sofa. Sie kommunizieren per SMS miteinander. „So können wir viel offener miteinander reden.” Auch nachts ist das Handy nie aus. „Man muss schließlich immer erreichbar sein.”

Währenddessen ist sein Bruder Anton (18) gerade aufgestanden. Es ist früher Nachmittag. Ungewaschen und im Schlafanzug geht er in die Küche, holt sich etwas Brot und einen Kaffee und verschwindet wieder in seinem Zimmer. Der Computer läuft noch von der Nacht vorher. Bis morgen früh wird er durchspielen. Die Ausbildung hat er geschmissen. Freunde hat Anton nur noch online.

Das ist leider kein Einzelfall. Auch wenn Psychologen davor warnen, bei exzessiver Mediennutzung vorschnell den Suchtbegriff zu verwenden und mehr wissenschaftlich fundierte Daten fordern, haben sich Begriffe wie Handysucht, Computersucht und Internetsucht längst in den Medien etabliert.
Viele Bereiche des Lebens, wie Bankgeschäfte, Einkaufen, Partnersuche und Kommunikation verlagern sich ins Netz. Jugendliche haben sich online längst eine Parallelwelt aufgebaut, in der sie Freundschaften schließen, quatschen und flirten. Viele dieser Kontakte sind rein virtuell, manche setzen sich aber auch im realen Leben fort.

Die meisten Menschen können mit Computer, Handy und Internet selbstbestimmt umgehen. Ein kleiner Teil der Nutzer entwickelt allerdings psychische Auffälligkeiten, wobei Jugendliche und junge Erwachsene besonders gefährdet sind. Männer und Frauen unterscheiden sich dabei kaum hinsichtlich der Nutzungsdauer, bevorzugen aber unterschiedliche Inhalte. Online-Rollenspiele, Ego-Shooter und Sexseiten ziehen tendenziell mehr männliche Nutzer in ihren Bann, während sich Frauen lieber in Chats und auf Shopping-Plattformen aufhalten.
Mit der Zeit entwickelt sich bei den Abhängigen eine gewisse Toleranz, sodass sie die Dosis, also die Online-Zeit, steigern müssen. In Extremfällen verbringen Computersüchtige bis zu 16 Stunden täglich am Computer. Das soziale Leben, eine regelmäßige Ernährung und Körperpflege, Schule oder Arbeit und vieles mehr werden komplett vernachlässigt. Verdreckte und zugemüllte Wohnungen und Unterernährung sind keine Seltenheit. Bisher gibt es leider nur wenige Therapeuten und Einrichtungen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Für Betroffene sind deshalb oft Internetforen und Selbsthilfegruppen die erste Anlaufstelle.

Kriterien für Internetsucht

Damit man wirklich von Internetsucht sprechen kann, müssen nach den Psychologen Hahn und Jerusalem von der Humboldt-Universität 5 Kriterien zutreffen:

  • Einengung des Verhaltensraums: Es wird über einen längeren Zeitraum der größte Teil der zur Verfügung stehenden Zeit mit Computer und Internet verbracht. Dies geht nicht nur zulasten von anderen Freizeitbeschäftigungen. Es werden auch weitere wichtige Lebensbereiche wie Familie, Freundschaften, Schule,      Arbeit und sogar Essen und Körperhygiene vernachlässigt.
  • Kontrollverlust: Alle Versuche, die Computer- und Internetnutzung einzuschränken oder zu unterbrechen, scheitern. Gute Vorsätze können nicht eingehalten werden.
  • Toleranzentwicklung: Es muss zunehmend mehr Zeit im Internet verbracht werden, um die angestrebte positive Stimmungslage zu erreichen. In Extremfällen sind das täglich bis zu 12 Stunden und mehr.
  • Entzugserscheinungen: Typisch sind allgemeines Unwohlsein, Unruhe, Nervosität, Gereiztheit und Aggressivität. Es gibt abhängige Jugendliche, die die Einrichtung zerstören und ihre Eltern tätlich angreifen, wenn diese den Zugang sperren.
  • Negative soziale Konsequenzen: Soziale Kontakte werden abgebrochen, es gibt Ärger in der Schule und/oder der Arbeit und die familiären Beziehungen leiden unter der Sucht.

Gestörtes Freizeitverhalten oder Sucht?

Der Psychologe Axel Seifert macht darauf aufmerksam, dass bei neuen Suchtformen der Suchtbegriff oft nicht wissenschaftlich exakt angewandt wird.

Durch die vielen immer neu auftauchenden Süchte (meist stoffungebunde Süchte wie zum Beispiel Solariumssucht) verschwimmt der Suchtbegriff und das Wissen über eine klar definierte Suchtkrankheit wird unscharf.

Wer seine ganze Freizeit vor dem Computer, Fernseher oder der Spielkonsole verbringt, hat zunächst einmal ein gestörtes Freizeitverhalten, im Sinne einer Sozialstörung. Das ist aber noch nicht automatisch als „Sucht” zu bezeichnen. Um die Definition „Sucht” zu rechtfertigen, muss immer eine massive Selbstschädigung vorliegen.

Dieses Kriterium ist bei den stoffgebundenen Süchten (Alkohol, Medikamente, Haschisch, ...) im körperlichen, psychischen und sozialen Bereich gegeben. Auch stoffungebunden Süchte (Computersucht, Handysucht, Kaufsucht, ...) definieren sich erst als „Sucht”, wenn der Betroffene sich körperlich, psychisch und sozial massiv selbst schädigt.

Dies ist beispielsweise bei einem Online-Spieler der Fall, der bis in die Morgenstunden spielt und deshalb am nächsten Morgen den Schul- oder Arbeitsbeginn verschläft. Er leidet unter Schlafmangel und bringt in der Schule oder im Job nicht die geforderte Leistung. Als Folge droht Sitzenbleiben oder Kündigung. Er kann aber nicht aufhören, obwohl er sich Selbstvorwürfe macht und sich immer wieder vornimmt, demnächst aufzuhören.

Das Gleiche gilt für eine Chatsüchtige, die ihren Freundeskreis und ihre Beziehung verliert, weil sie an ihrem realen Leben nicht mehr teilnimmt und sich um nichts mehr kümmert. Wenn sie dieses Verhalten an ihrem Arbeitsplatz fortsetzt und dort jede Möglichkeit nutzt, weiter zu chatten, deshalb schlechte Leistungen bringt und von Kündigung bedroht wird, ist ein erhebliches Maß an Selbstschädigung erreicht. Auch sie nimmt sich immer wieder vor, demnächst weniger zu chatten, macht sich Selbstvorwürfe und schafft es doch nicht, ihre Vorsätze umzusetzen, obwohl ihr „real life” kaputt geht.

Essstörungen haben in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen. Mädchen und junge Frauen sind besonders betroffen.

Woher kommen Essstörungen?

Von Essstörungen sind vor allem Mädchen und junge Frauen betroffen. Aber auch ältere Frauen, Männer und Jungen haben Essstörungen. Menschen mit Essstörungen haben ein schlechtes Selbstbewusstsein und sind stark von der Meinung anderer abhängig.

Die überwiegend jungen, weiblichen Patienten sind geradezu fixiert auf ihr Aussehen und ihr Gewicht. Sie stellen das Dünnsein und ihre Selbsteinschätzung in den Mittelpunkt ihres Denkens.

Am Anfang steht das Gefühl, zu dick zu sein und eine Diät machen zu müssen. Wird die Diät kombiniert mit der Einnahme von Abführmitteln, Appetitzüglern, Erbrechen nach dem Essen oder dem exzessiven Betreiben von Fitness, dann ist das der Einstieg in eine Essstörung.

Das Schönheitsideal von Frauen in den westlichen Industrienationen hat sich in den letzten Jahrzehnten hin zu einem Ideal extremer Schlankheit entwickelt. In diesem soziokulturellen Klima können Essstörungen natürlich gut gedeihen.

Essstörungen werden entweder als Sucht oder als psychosomatische Erkrankung eingeordnet. Bei der Entwicklung einer Essstörung sind die Grenzen zwischen gestörtem Essverhalten und der Erkrankung an einer Essstörung fließend. Es gibt jedoch klare diagnostische Kriterien für die Erkrankung. Eine Essstörung hat man aber nicht nur dann, wenn eines dieser Diagnosekriterien vollständig erfüllt ist. Vielmehr liegt eine Essstörung immer dann vor, wenn das eigene Essverhalten „entgleist” ist und man zwanghaft ans Essen denkt – viel öfter, als man eigentlich möchte.

Kriterien für eine Erkrankung an Magersucht (Anorexia nervosa)

  • Weigerung, das Körpergewicht über einem minimalen Normalgewicht zu halten, das Alter und Größe entspricht.
  • Intensive Furcht vor einer Gewichtszunahme oder davor, fett zu werden, obwohl Untergewicht besteht.
  • Störung in der Art und Weise, in der das eigene Körpergewicht oder die eigene Figur erlebt wird.
  • Übermäßiger Einfluss von Körpergewicht oder Figur auf die Bewertung der eigenen Person und Leugnung der Gefahr des gegenwärtigen niedrigen Körpergewichts.
  • Bei Frauen und Mädchen das Ausbleiben von mindestens drei aufeinander folgenden Menstruationszyklen.

Kriterien für eine Erkrankung an Bulimie (Bulimia nervosa)

  • Regelmäßige Essanfälle. Bei einem Essanfall wird in einem abgegrenzten Zeitraum eine Nahrungsmenge gegessen, die deutlich größer ist als eine Menge, die die meisten anderen Leute in demselben Zeitraum und unter den gleichen Umständen essen würden. Der Essanfall wird dabei als Kontrollverlust über das Essen empfunden. Man hat das Gefühl, nicht mit dem Essen aufhören zu können und die Kontrolle darüber zu verlieren, wie viel man isst.
  • Regelmäßiges unangemessenes Kompensationsverhalten, um einen Gewichtsanstieg zu vermeiden. Dazu gehört herbeigeführtes Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln, Einläufen oder von anderen Medikamenten, Fasten oder exzessiver Sport.
  • Die Essanfälle und das unangemessene Kompensationsverhalten treten im Durchschnitt mindestens zweimal pro Woche in einem Zeitraum von drei Monaten auf.
  • Die Bewertung der eigenen Person wird durch Figur und Gewicht übermäßig beeinflusst.

Kriterien für eine Erkrankung an Binge Eating Disorder (wiederkehrende Heißhungeranfälle)

  • Regelmäßige Essanfälle. Bei einem Essanfall wird in einem abgegrenzten Zeitraum eine Nahrungsmenge gegessen, die deutlich größer ist als eine Menge, die die meisten anderen Leute in demselben Zeitraum und unter den gleichen Umständen essen würden.
  • Der Essanfall wird dabei als Kontrollverlust über das Essen empfunden. Man hat das Gefühl, nicht mit dem Essen aufhören zu können und die Kontrolle darüber zu verlieren, wie viel man isst.
  • Die Essanfälle sind durch mindestens drei der folgenden Merkmale gekennzeichnet:
    • Es wird wesentlich schneller gegessen als normalerweise.
    • Es wird gegessen, bis man sich unangenehm voll fühlt.
    • Es werden große Mengen gegessen, obwohl man sich nicht körperlich hungrig fühlt.
    • Es wird allein gegessen, weil es peinlich ist, wie viel man isst
    • Man fühlt sich von sich selbst angeekelt, depressiv oder sehr schuldig nach dem Überessen
  • Es besteht hinsichtlich der Essanfälle merkliche Verzweiflung.
  • Die Essanfälle treten im Durchschnitt an mindestens zwei Tagen pro Woche in einem Zeitraum von über sechs Monaten auf.
  • Die Essanfälle sind nicht mit einem unangemessenen Kompensationsverhalten, wie zum Beispiel abführende Maßnahmen, Fasten oder exzessiver Sport, verbunden.

Quelle: www.cinderella-rat-bei-essstoerungen.de

Hilfe und Beratung bei Essstörungen

  • Der Verein ANAD unterhält Beratungsstellen und bietet in Wohngruppen eine Essstörungstherapie auf dem neuesten Stand an. Besonders zu empfehlen ist der interaktive Online-Essstörungstest SPOT von ANAD.
  • Bei der Beratungsstelle Cinderella gibt es die wichtigsten Informationen prägnant zusammengefasst. Betroffene können sich dort auch online beraten lassen.

Wie sieht es mit dem eigenen Essverhalten aus? Ein Test hilft bei der Selbstbeurteilung.