Panoramatafel Oberalteich

Bei Flusskilometer ca 2312, südlich von Oberalteich, direkt am Donauradweg, informiert eine von Hermann Mayer und Franz-Xaver Six erstellte Panorama-Tafel über "Sechzehn-Tausender" des bay. Waldes, das Überbleibsel der ehemals bis zu 5000 m hohen böhmischen Masse, einem Teil der sog. Variszischen Gebirgsbildung vor etwa 300 Mio Jahren, einer Gebirgsbildungsphase in der jüngeren Hälfte des Paläozoikums. Im engeren Sinne bezeichnet "variszisch" die gebirgsbildenden Vorgänge bei der Kollision der Urkontinente Gondwana und Laurussia im heutigen Mittel-, West- und Südwesteuropa, im Osten Nordamerikas und im Westen Nordafrikas.

Initiator/Verfasser: Hermann Mayer, Bogen, Geschrieben von Hermann Mayer , Veröffentlicht: 16. Februar 2019 , Zuletzt aktualisiert: 12. März 2019

 

 

Vordergrund:

Polder Parkstetten/Reibersdorf*: Sie stehen hier am linken Ufer der Donau und unmittelbar vor Ihren Augen breitet sich ein großes Poldergebiet aus, eine Momentaufnahme dessen, was in den letzten ca. 12 000 Jahren durch ständige Flussverlagerungen der Donau entstanden ist. Immer noch lassen sich alte Rinnsale der einstigen Donauarme, die ehemaligen Bachläufe der alten Kinsach (Auwaldreste) und der Mehnach sowie die verschiedenen Ablagerungsterrassen im kilometerbreiten Donautal erkennen. Vor dem Bau der Schutzdämme (ab 1936) wurde das gesamte Areal bei zahlreichen großen Hochwasserereignissen meterhoch überflutet (z.B. beim katastrophalen Winterhochwasser 1845). Zudem schoben immer wieder gewaltige Eisstöße ihre Eismassen weit ins Landesinnere und zerstörten alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Bei dem verheerenden Hochwasser im Juni 2013 drohten auch hier die Dämme zu brechen, deshalb ist es notwendig, der eingeschnürten Donau durch Deichrückverlegungen und ggf. Flutung der Poldergebiete wieder mehr Ausdehnungsraum zu geben, um die Hochwasserscheitel für donauabwärts liegende Orte abzusenken. Auch die um 1080 vom Regensburger Domvogt Friedrich II gegründete, 1803 säkularisierte Benediktinerabtei Oberalteich1) (Spätrenaissancekirche von 1630 mit herrlicher Barockausstattung) wurde immer wieder von zerstörerischen Überflutungen und Eisstößen heimgesucht (1342 furchterregendes Magdalenenhochwasser), so dass ab 1343, auf Geheiß des Kaisers Ludwig (1282 – 1347), die Umleitung eines Donauarmes weg von der Klosteranlage nach Süden erfolgte. Trotz des waghalsigen Unternehmens für die damalige Zeit blieb das Kloster nicht von späteren Überschwemmungen verschont.

Mittelteil:

Donaurandbruch: Diese Störungslinie bildet die Grenze zwischen dem Bayerischen Wald und der Donauebene. Sie ist eine der bedeutendsten Bruchlinien in der Erdkruste Mitteleuropas, an der eine beeindruckende Erdgeschichte geschrieben wurde. Gewaltige Kräfte hoben hier bereits vor ca. 350 Mio. Jahren das Grundgebirge des Bayerischen Waldes zu einem Hochgebirge empor. Vor erdgeschichtlich „jungen“ 70 Millionen Jahren, gegen Ende der Kreidezeit, als die Hebung der Alpen begann, wurde dieses zwischenzeitlich fast eingeebnete Grundgebirge erneut angehoben und bildete den heutigen Bayerischen Wald. Das Gebiet zwischen den sich heraushebenden Alpen und der Donau sank tief ab. Hier hat sich eine gewaltige Höhenverschiebung (Verwerfung) verschiedener Teile der Erdkruste um mindestens 1300 m vollzogen. Der abgesunkene Bereich, das sog. Molassebecken (Molasse lat. „gemahlen“) zwischen dem Bayerischen Wald und den Alpen wurde im Laufe der Zeit von über tausend Metern mächtiger tertiärer Meeres- und Süßwasserablagerungen (Verwitterungsschutt aus den Alpen und dem Bayer. Wald) aufgefüllt. Diese wurden im Quartär, dem sog. Eiszeitalter der vergangenen 2,6 Mio. Jahre, wiederum von Flussgeröllen und -sanden bis zu fünfzig Meter hoch überschottert.

Bogenberg:

Der „Heilige Berg Niederbayerns“ kann eine beachtliche historische Vergangenheit aufweisen. Seit der Jungsteinzeit lässt sich auf seinem Bergrücken eine Besiedlung nachweisen. Sowohl als mittelalterlicher Herrensitz der mächtigen Grafen von Bogen (Herkunft des Bayerischen Rautenwappens 1204) als auch als ältester, der Legende nach im Jahre 1104 gegründeter und lange Zeit größter marianischer Wallfahrtsort ging er in die Geschichte ein. Weit über die Grenzen hinaus bekannt ist die Holzkirchener Kerzenwallfahrt. Nach einem zweitägigen Fußmarsch tragen kräftige Männer die 13 m lange Kerze (mit Wachs umwickelter Fichtenstamm) stehend zur Marienverehrung in der Wallfahrtskirche hoch.
Die steilen Hänge an der Süd- und Westseite des Bogenberges, die durch die Erosionstätigkeit der Donau als Prallhänge herauspräpariert wurden, formen sein einzigartiges Erscheinungsbild. Auffällig zerbrochenes und aufgeriebenes metamorphes Gestein (sog. Mylonit, Ausgangsgestein z.B. Perlgneis) baut an dieser Störungslinie fast den gesamten Berg auf. Hier herrschen aufgrund der Steilheit extreme klimatische Bedingungen. Starke Sonneneinstrahlung, häufige Winde, große Trockenheit, Nährstoffarmut, strenger Frost und sommerliche Hitze führen z.T. zu einer hochspezialisierten Tier- und Pflanzenwelt.

Hintergrund:

Vorderer Bayerischer Wald: Den Übergang vom Donautal zum Vorderen Bayer. Wald bilden die sanften Hügel und Bergkuppen des sog. Vorwaldes (Großlintach, Hl. Kreuz). Recht markant erscheint uns der Höhenunterschied von ca. 800 m auf wenigen Kilometern zwischen der Donauebene (Standort 315 m ü. NN) und den höchsten Gipfeln des Vorderen Bayerischen Waldes (Einödriegel 1122 m ü. NN). Dieser grenzt sich durch den Pfahl (Aufbruchspalte einer geolog. Störungszone), der auf ca. 150 km die Erdkruste durchschneidet, und das tief eingeschnittene Regental vom Hinteren Bayerischen Wald (Arber 1456 m) ab. Während der Eiszeit waren die höchsten Erhebungen dieses Mittelgebirges von Gletschereis bedeckt und noch heute gibt es Gletscherseen (z.B. Großer und Kleiner Arbersee) und Moränenwälle. Der Bayerische Wald gehört zur Böhmischen Masse (kristallines Gestein, Granit, Gneis) und zählt neben dem Schwarzwald und den Vogesen zu den alten (Erdaltertum vor über 300 Mio. Jahren) Gebirgsmassiven, deren stark erodierter und abgetragener Rest sich unserem Auge erschließt. Kaum vorstellbar, das heutige Mittelgebirge war im Laufe von vielen Millionen Jahren bereits einmal Hochgebirge mit mehr als 5 000 m Höhe, andererseits war es vor der neuerlichen Hebung in den letzten 70 Mio. Jahren aber auch schon fast ganz eingeebnet.

Blick über den Donaudamm:

Gegenüber, am rechten Donauufer erkennen Sie die Kräne und Gebäude des jüngsten bayerischen Donauhafens (Eröffnung 1996) Straubing-Sand. Südlich des neuen Umschlagszentrums schließt unmittelbar der Gäuboden, das größte Lössbodengebiet Bayerns (auch als Dungau bezeichnet) an. Während der letzten Eiszeit wehten Stürme aus vegetationsarmen Landschaften im Vorfeld der Gletscher viel kalkhaltigen Staub an, woraus sich dann eine bis zu sechs Meter dicke Löss-Schicht bildete. Wegen des sehr fruchtbaren Bodens wird dieser Landstrich die Kornkammer Bayerns genannt.

Ausdehnung: Die Breite des Gäubodens beträgt rund 15 km vom Fuße des Bayerischen Waldes bis zum tertiären Hügelland im Süden bei Landau. Längs der Donau erstreckt sich der Gäuboden von unterhalb Regensburgs bis zur Pleintinger Enge (Durchbruchstal der Donau bei Vilshofen) auf eine Länge von ca. 90 km mit Straubing als Zentrum. Vom Bogenberg haben Sie auf diese Landschaft eine herrliche Aussicht.

Donau:

Die Donau ist der einzige große Fluss Europas, der von West nach Ost fließt. Faszinierend ist ihre Entstehungsgeschichte. Je nachdem, in welche Richtung das Alpenvorland bei der Hebung der Alpen nach Osten oder nach Westen kippte, passte sich die Donau an und änderte ihre Fließrichtung. Selbst die Ur-Aare, die obere Rhone und der heutige Alpen-Rhein waren einst Quellflüsse des Donausystems. Ähnlich einem Fischgrätmuster strömten der Urdonau die Gewässer von Nord (z.B. der Ur-Main, der Ur-Neckar) und Süd zu.Als vor ca. 1 Mio. Jahren der Rhein entstand (Oberrheingrabenbruch), wurden ihr die westlichen Einzugsgebiete entzogen und die Gewässer flossen dem Rhein zu. Selbst heute noch gibt die junge Donau an etwa 155 Tagen ihr ganzes Wasser über die Donauversinkung bei Immendingen (unterirdische „Schwarze Donau“) durch die Aachquelle (Aachtopf, wasserreichste Karstquelle Deutschlands) an den Bodensee und somit an den Rhein ab.

Mehr als 2 Mio. Jahre durchfloss die Urdonau als sog. Altmühl-Donau das Wellheimer Trockental und das Altmühltal. Seit etwa 80 000 Jahren nimmt nun die Donau den kürzeren Weg durch die bereits von Nebenflüssen der früheren Altmühl-Donau vorgeformte Weltenburger Enge.

Nimmt man bei den unterschiedlichen Quellendefinitionen der Donau die Breg als Ursprung, dann hat sie bis an den Fuß des Bogenberges etwa 550 km zurückgelegt. Gut 2300 km Strecke liegen bis zum Mündungsdelta noch vor ihr. Bei einer Breite von über zwei Kilometern führt die Donau dort gewaltige Wassermassen (durchschnittlicher Abfluss ca. 7 000 m³/sek, Rhein ca. 2300 m³/sek) und schiebt etwa 70 Mio. Tonnen Geröll und Schwebstoffe pro Jahr bis zu 50 m ins Schwarze Meer hinaus. Das heutige Donautal ist geologisch betrachtet sehr jung. Es bildete sich erst während der letzten Eiszeit (Würmeiszeit), die vor ca. 12 000 Jahren endete. Die Wasserführung der Donau in den Warmzeiten und am Ende der Eiszeit war wegen der gewaltigen Schmelzwassermengen bedeutend größer. Heute beträgt der durchschnittliche Abfluss bei einer Flussbreite von ca. 150 m etwa 450* m³/sek. Erst seit dem 19. Jahrhundert wurde die Donau von Menschenhand in ihr gegenwärtiges Bett gezwängt. Extreme Hochwasser in den letzten Jahren führten dazu, dass man der Donau in Zukunft wieder mehr Raum im breiten Donautal (allerdings nur ca. 10 % ihres ursprünglichen Überflutungsraumes) geben möchte.