Fasching/Faschingszug in Bogen

Der Fasching in Bogen hat eine lange Tradition. Nach dem unheilvollen 2. Weltkrieg versuchte man ab dem Jahre 1946 mit Tanzveranstaltungen, Kappenabenden, lustigen Theaterstücken, Kinderfaschingszügen und Maskenbällen den Fasching zu feiern.

Obwohl im Jahre 1955 ein Faschingszug der Schulkinder und 1960 ein Faschingszug statt fand beginnt die Zählung der Züge im Jahre 1963 (2013 50. Faschingszug).

Einen Schub für den Fasching in Bogen war die Gründung des Bogener Narrentisches im Jahre 1981. Seit dem bereichert der Narrentisch den Bogener Fasching und trägt die Farben der Stadt Bogen bei vielen Auftritten hinaus nach ganz Ostbayern.

Seit nunmehr fast 60 Jahren findet in Bogen jährlich einer der größten Faschingszüge statt und deshalb darf sich Bogen mit Recht als eine der Faschingshochburgen Ostbayerns bezeichnen.

In der Regel am Faschingssonntag, außer bei den Ostbayerischen Faschingszügen 2002, 2010 und 2023, ist in Bogen der Fasching los!

Der Fasching hat in Bogen eine lange Tradition. Das diesjährige Jubiläum nimmt Stadtarchivpfleger Georg Fisch zum Anlass, auf den Fasching 1963 zurückzublicken, in dem die altbayerische Lust am „Dablecka“ zum Ausdruck kommt, die für einen gelungenen Scherz weder Aufwand noch Mühe scheut.

Damals wurden die wichtigsten Punkte des Programms in kleiner Runde von Bürgermeister Xaver Neueder, Rektor Hans Roiner, Oberinspektor Josef Deschl und Zugorganisator „Emil“ Heitzer festgelegt, und wenige Tage später in einer erweiterten Gesprächsrunde konkretisiert.

Zur „Zielscheibe“ auserkoren wurden die weiter entfernten Landgemeinden, für die man eine neue Zeitung, den „Donau-Merkur“, gründen wolle. Der  neutrale Titel war mit Bedacht gewählt, um mögliche negative Assoziationen mit der Kreishauptstadt von vorneherein auszuschließen.

Sofort machte sich das Redaktionsteam mit Fräulein Lippert, Oberlehrer Schultz und Rektor Roiner an die Texte für die Erstausgabe. Während die Kolpingfamilie einen Elferrat aufstellte, nutzte der umtriebige Organisator „Emil“ Heitzer seine Kontakte zu den örtlichen Betrieben und zur neuen Bundeswehrgarnison, um die technischen Voraussetzungen zu schaffen.

Größter Unsicherheitsfaktor war, damals wie heute, das Wetter. Zum Glück für alle Beteiligten machte einer der strengsten Winter des 20. Jahrhunderts pünktlich zum Faschingswochenende am 23./24. Februar kurz Pause und brachte eine „Wärmephase“ mit Tageshöchsttemperaturen von minus vier Grad.

Ausgangspunkt des Faschingszugs war der Bogener Bahnhof, wo das aus Cham kommende Verlags- und Redaktionskomitee vom Elferrat feierlich empfangen wurde. Angeführt von der Blaskapelle Helmbrecht schlängelte sich der bunte Gaudiwurm, flankiert von tausenden von Zuschauerinnen und Zuschauern, Richtung Stadtplatz. Neben „Schwellköpfen“, wie man sie aus dem Mainzer Karneval kennt, beteiligten sich damals vor allem Kinder am Faschingszug, kostümiert als Cowboy oder Indianer, Rotkäppchen oder Prinzessin.  

Vor dem Gasthaus „Heuwischer Hof“ hatte die Bundeswehr ein großes Podium errichtet. Dicht gedrängt, lauschte das Publikum gespannt den Ansprachen. Für echte Stimmung unter den sonst eher zurückhaltenden Niederbayern sorgte der neue Bogener Schunkelwalzer mit seiner schmissigen Melodie, eingängigen Text und dem Refrain: „Wie schön und lieblich wär‘ die Welt, wenn man Humor hätt‘ und das nöt’ge Geld“.

Zum Gaudium der Anwesenden betonte der neue Verlagsdirektor („Emil“ Heitzer) in seiner Antrittsrede, dass das neue „Heumahdblatt“ für alle sei, die links der Donau wohnen. „Den Großkopferten rechts der Donau sei noch nicht einmal das Abschreiben erlaubt.“ Mit einem dreifachen Helau wurde der Druck der Erstausgabe freigegeben. Aus der Druckerei des Verlagsgebäudes hörte man das Getöse einer Rotationsmaschine. „Gleich darauf spuckte ein Förderband die ersten Exemplare der neuen Zeitung aufs Podium, die von flinken Zeitungsjungen aufgenommen und sofort an die gespannt harrende Menge abgesetzt wurden.“

Währenddessen fand eine Maskenprämierung statt, bei der viele originelle und schöne Masken zu bewundern waren. Mitten im Druck für eilends angefertigte zweite Auflage ertönte ein lauter Knall und dichter Qualm, für den eine Nebelgranate der Bundeswehr sorgte, hüllte das Druckereigebäude ein. Das letzte, was die Versammelten sehen konnten, war der „schwerverletzte“ Redaktionsleiter, der vom Förderband aus dem verqualmten Rotationsmaschinenraum ins Freie befördert wurde und rief: „Durst, das war sein letztes Wort, dann trugen ihn die Englein fort!“

Nach dem jähen Ende des neuen Heimatblattes, teilte die „Bogener Zeitung“ per Telefon mit, bis auf Weiteres Nachbarschaftshilfe zu leisten. Nach dem offiziellen Teil feierte das Publikum in den benachbarten Gasthäusern noch lane fröhlich weiter, während sich draußen der künstliche Nebel mit dem Geruch der Zündplättchen-Revolver vermengte, an den sich die „Greenhorns“ von damals noch heute erinnern.

Autor: Georg Fisch, Stadtarchivpfleger

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